Das Destillat aus über 50 Recruiting-Projekten im ersten Halbjahr 2023 und den damit einhergehenden unzähligen Stunden Kundenbriefings, Profil-Kalibrierungen, über 700 on- und offline Kandidateninterviews, der Begleitung von Präsentation und Einstellungsprozess zusammenzufassen ist zugegebenermaßen eine Herausforderung.
Und trotzdem für uns immer wieder sehr wertvoll, lassen sich doch aus den vielen einzelnen Erfahrungen eine gewisse Repräsentativität gewinnen und zumindest für unser Projektrepertoire entsprechend aggregierte Trends ableiten.
Meine persönlichen Prioritäten möchte ich hier kurz auflisten:
Personalisierung
Dass Arbeitgeber sehr unterschiedliche Recruitingabläufe und Bewerbungsprozesse haben, liegt in der Natur der Sache – dies gilt allerdings auch immer häufiger für Kandidaten, die auf Jobsuche sind. Unternehmen stellen sich darauf verstärkt ein, indem sie einzelne Module sowohl in puncto Reihenfolge als auch Timing flexibler gestalten. Gleichzeitig geht der Trend hin zu zusätzlichen Bausteinen je nach Bedürfnis des Wunschkandidaten.
Team-Effort Recruiting
Einer dieser Bausteine ist sehr oft das Miteinbeziehen des zukünftigen Teams bzw. weiterer Stakeholder zu einem bereits recht frühen Stadium des Auswahlprozesses. Dies hilft nicht nur, intern rasch eine belastbarere Entscheidungsgrundlage zu erhalten, sondern trägt auch maßgeblich zur Attraktivierung des Prozesses und einer informierten Entscheidung seitens der Kandidaten bei.
Boomerang-Employees
Nicht zuletzt aufgrund der erhöhten durchschnittlichen Wechselfrequenz sowie der zunehmenden Professionalisierung des Trennungsmanagements kommt es immer häufiger vor, dass ehemalige Mitarbeiter sich erneut für einen Einstieg interessieren oder von einem ehemaligen Arbeitgeber kontaktiert werden. In vielen Fällen eine Win-Win-Situation, wie Sophia Gehrke bereits hier beschrieben hat.
Pipeline-Recruiting
Einen Pool an interessanten Kandidaten aufzubauen, ist kein neuer Trend. Diese Kandidaten allerdings auch vom Fleck weg zu engagieren, ohne eine akute Planstelle, geht doch einen wesentlichen Schritt weiter. Immer mehr Unternehmen können oder wollen sich lange Vakanzen nicht leisten und setzen auf proaktives Recruiting, um Talente bestmöglich zu binden und Ressourcenengpässe in erfolgskritischen Bereichen zu vermeiden.
Empfehlungsmarketing
Die authentischsten Botschafter einer Employer Brand sind aktive bzw. ehemalige Mitarbeiter. Die Workforce aktiv in Recruiting-Prozesse miteinzubeziehen bedeutet teilweise hohen motivatorischen und kommunikativen Aufwand, zahlt sich allerdings spätestens nach den ersten Hirings aus dem Netzwerk aus. Dasselbe gilt für ein gut gepflegtes „Ehemaligen“-Netzwerk.
Power Skills & Quereinsteiger
Man könnte diesen Trend mit unserem Slogan „Personality first“ übersetzen. Im Grunde geht es darum, die harten Muss-Kriterien einer Jobausschreibung auf ein Minimum zu reduzieren und damit Platz zu machen für interessante Persönlichkeiten, die den entsprechenden Lernwillen und das kurz- bis mittelfristige Potenzial mitbringen, sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Unter Power Skills versteht man darüber hinaus bereits entwickelte Talente, die für viele Bereiche besonders wichtig sind (z.B. Selbstreflexion, Kommunikationsstärke, Lösungsorientierung, Kollaborationsstärke etc).
GenZ-Attraction
Bei allen bias-behafteten Attributen, die der GenZ zugeschrieben wird, stellen sich viele Unternehmen zumindest teilweise stark auf die gefragte Nachwuchsgeneration ein. Immerhin wartet auf der anderen Seite auch eine entsprechende Kundenzielgruppe.
Regionale Flexibilität
Die Einteilung von Jobprofilen in „Präsenz“, „Hybrid“ und „Remote“ mag hin und wieder schubladisierend sein, sie schafft allerdings auch die Möglichkeit, stark nachgefragte Zielgruppen, deren Workmodel remote möglich ist, auch aus Regionen mit einem entsprechend besseren Arbeitskräfteangebot zu sourcen.
Mobile Recruiting, Vereinfachung & Automatisierung
Mit Blick auf den Recruitingprozess steht weiterhin die Automatisierung von Support-Prozessen, der zarte Einsatz von KI-inspirierten Tools sowie die zunehmende Verlagerung der Kommunikation auf das Mobile Device im Vordergrund.
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